Anke: Könnten wir nicht unsere Erfahrungen aus der Praxis in der Tischlerei, der Umsetzung von Ideen und der Gestaltung von Räumen, mit den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder und Erzieher*innen zur Entwicklung von guten zukunftsorientierten Lernorten verbinden?

Boris: Dann würden auch andere erleben, wie sich das Verhalten der Nutzer durchgängig positiv verändert und plötzlich Möglichkeiten entstehen, die vorher keiner gesehen hat. So wie wir es in den letzten Jahren bei der Umsetzung und Planung erlebt haben.

Anke: Dafür wäre es mir wichtig, die Nutzer in ihrem individuellen Prozess zu unterstützen und ein “geht nicht“ zu überwinden. Dazu gehört auch, nicht von außen zu sagen, was richtig oder falsch ist, sondern mit den Menschen gemeinsam zu schauen, was sie wirklich brauchen.

Boris: Ich bin davon überzeugt, dass der Hauptfokus auf der Bewahrung einer Welt liegen sollte, in der auch folgende Generationen gut leben können. Dafür ist es wichtig, dass wir uns mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung auf den verschiedenen Ebenen beschäftigen.

Anke: So wie z.B. bei deiner Arbeit im Zukunftsrat…

Boris: Ja, da hat die 2-jährige Arbeit im Koordinierungskreis und diversen Gremien den Blick sehr erweitert und auch politische Prozesse für mich transparenter gemacht. Und einmal mehr habe ich verstanden, dass eine nachhaltige Lebensweise für uns ohne Kompromisse umgesetzt werden muss.

Anke: Aber, was ist denn eigentlich ein Raum?

Boris: Na… Auf jeden Fall mehr als Wände, Decke, Boden!

Anke: Idealerweise doch ein Ort, der es gemäß seiner Funktion Menschen ermöglicht, sich wohl zu fühlen und sich weiter zu entwickeln.

Boris: Und weil wir uns häufig über viele Stunden am Tag in den gleichen Räumen aufhalten, wäre es fahrlässig, diese nicht schön und vor allem sinnvoll zu gestalten.

Anke: Ja. Du hast recht, denn all diese Räume beeinflussen uns und unser tägliches Handeln. Wenn wir etwas mit Leidenschaft tun, richten wir uns ja auch den passenden Raum oder Rahmen dafür ein. Wenn ich zum Beispiel Brot backe oder Du kochst, dann ist es wichtig, dass die Umgebung entsprechend für diese Tätigkeit vorbereitet ist. So sind wir mit Freude und Leidenschaft bei der Sache und kommen vermutlich zu einem weitaus besseren Ergebnis, als wenn die Umgebung unpassend ist.

Boris: Glaubst Du nicht auch, dass sich der Begriff „Raum“ noch viel weiter fassen lässt? Ich denke da z.B. an „Erfahrungsraum“, „Wirtschaftsraum“ oder „Sozialraum“ …

Anke: … so wie die Erziehungsarbeit in unserem „Sozialraum“ Familie mit unseren beiden gemeinsamen Kindern…

Boris: … oder unser „Sozialraum“ bei den Elbtischlern. Durch meine Personalverantwortung bei den Eltbtischlern, kann ich die Themen vieler Leitungen in Bildungseinrichtungen sehr gut nachvollziehen.

Anke: In unserem gemeinsamen Berufsleben haben wir entschieden, immer wieder einen Perspektivwechsel einzunehmen. Dadurch entstehen neue, überraschende Querverbindungen in andere Bereiche, die festgefahrene Prozesse wieder in Bewegung bringen. Wobei wechselst Du die Perspektive?

Boris: Einen wichtigen, regelmäßigen Wechsel vom Innen- und Außenraum erlebe ich durch die praktische Arbeit mit der Kampfkunst Taiji, die ich nun schon seit vielen Jahren praktiziere.